Zwischenbericht 1. - 3. Quartal, 1. März bis 30 November 2005

Mannheim, 13.01.2006

Sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre,

der vorliegende Zwischenbericht unterrichtet Sie über die Geschäftsentwicklung in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2005/06 (März bis November 2005).

Reform der EU-Zuckermarktordnung

Der Agrarministerrat der Europäischen Union hat sich am 24. November 2005 auf eine Neuregelung der gemeinsamen Marktordnung für Zucker verständigt. Dabei wurden die Kernelemente des Reformvorschlages vom 22. Juni 2005 bestätigt. Hierzu gehört die einschneidende Senkung des Zucker-Referenzpreises sowie des Rübenpreises ab 2006/07, die Einrichtung eines Restrukturierungsfonds und die Möglichkeit des Zukaufs von insgesamt 1,1 Mio. t Quote für die bisherigen C-Zuckererzeuger. Durch diese Maßnahmen sollen die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Zuckerwirtschaft gestärkt und gleichzeitig den effizienten Erzeugern eine nachhaltige Perspektive eröffnet werden. Die Reform war im Anschluss an das verlorene WTO-Panel im Frühjahr 2005 unausweichlich geworden.Der Restrukturierungsfonds soll Zuckererzeugern für den Zeitraum 2006/07 bis 2009/10 auf freiwilliger Basis den Kauf ihrer Quoten durch die EU anbieten. Regionen, die die Zuckerherstellung weitgehend einstellen, werden für die stillzulegenden Zuckerfabriken und für die Aufgabe des Rübenanbaus durch ergänzende Regionalbeihilfen entschädigt. Importe von Zucker durch Entwicklungsländer in die EU sind weiterhin möglich, allerdings wird der mengenmäßige Anstieg durch Schutzklauseln begrenzt. Die bisherigen C-Zuckererzeuger erhalten die Möglichkeit, bis zu 1,1 Mio. t zusätzlicher Quote zu erwerben. Die Senkung des Zucker-Referenzpreises um insgesamt 36 % und des Rübenpreises um 39 % fällt gegenüber dem Kommissionsvorschlag vom 22. Juni 2005 geringer aus und wird nun in vier Schritten im Zeitraum von 2006/07 bis 2009/10 vollzogen. Einkommenseinbußen der Rübenanbauer infolge der Senkung der Rübenpreise sollen in Höhe von durchschnittlich 64,2 % ausgeglichen werden.

Die verabschiedete Reform bietet den effizienten Produzenten verlässliche Rahmenbedingungen und langfristige Planungssicherheit bis September 2015. Im Vergleich zu den Vorschlägen der EU-Kommission vom 22. Juni 2005 begrüßt Südzucker die nunmehr um 3% geringere Preissenkung sowie die verbesserte Ausgestaltung des Restrukturierungsfonds.

Südzucker geht davon aus, dass die vorgesehenen Preissenkungen und die Mengeneinschränkungen zu weitreichenden strukturellen Veränderungen der europäischen Zuckerwirtschaft führen werden.

Insbesondere Produzenten in klimatisch weniger geeigneten Anbaugebieten der EU werden das Angebot des Restrukturierungsfonds annehmen, wodurch sich die in der EU bestehende Produktionskapazität deutlich reduzieren wird. Durch die Lage der Südzucker-Fabriken in den leistungsfähigsten Regionen mit den höchsten Zuckererträgen in Europa besitzt das Unternehmen eine hervorragende Wettbewerbsposition. Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit wird Südzucker zudem Kostensenkungs- und Strukturmaßnahmen ergreifen, um trotz der erheblichen Belastungen aus den Preissenkungen die Ertragskraft des Zuckersegments zu verteidigen.

Bei der WTO-Ministerkonferenz im Dezember 2005 in Hongkong wurde die Einstellung aller gestützten Exporte bis 2013 beschlossen; dem trägt die Reform der Zuckermarktordnung bereits weitgehend Rechnung. Weitere Beschlüsse, insbesondere zum Marktzugang, sollen erst im Laufe des Jahres 2006 gefasst werden.

Beimischungsverpflichtung für Bioethanol

Die Bundesregierung hat sich Anfang Dezember 2005 im Rahmen des Koalitionsvertrages für eine Verpflichtung zur Beimischung von Bio-Kraftstoffen zu herkömmlichen, auf Mineralöl basierenden Treibstoffen ausgesprochen.

Mit der Beimischungsverpflichtung sollen die mit der Ratifizierung des Kyoto-Protokolls verfolgten Ziele erfüllt werden. Wir begrüßen ausdrücklich den politischen Willen, den Einsatz biogener Kraftstoffe in der Mineralölindustrie auch weiterhin zu fördern. Durch die Koalitionsvereinbarung sehen wir unsere Entscheidung bestätigt, in dieses umweltfreundliche Geschäftsfeld zu investieren, und beurteilen die Marktperspektiven weiterhin als nachhaltig positiv.

Zuckererzeugung 2005

Gute Wachstumsbedingungen führten in der Südzucker-Gruppe zu einer auf Vorjahresniveau liegenden Rübenernte von 31 Mio. t und einer Zuckererzeugung aus Rüben mit einer Menge von 4,8 (4,8) Mio. t. Die Anbaufläche im Konzern war leicht rückläufig; der Ertrag je Hektar stieg dagegen auf 11,2 (10,9) t/ha.Die erneut gute Rübenqualität sowie der geringe Erdanhang wirkten sich günstig auf den Kampagneverlauf aus. Damit hat Südzucker in der abgelaufenen Kampagne erneut die Richtigkeit der Strategie, in den ertragreichsten Rübenanbaugebieten Europas zu produzieren, bewiesen. Unter Berücksichtigung der Raffination von Rohrzucker beträgt die Gesamterzeugung der Südzucker-Gruppe 5,2 (5,1) Mio. t Zucker.

Der Zucker wurde in der Kampagne 2005 wie im Vorjahr in 45 Fabriken erzeugt. Die Produktion verlief hervorragend; die durchschnittliche Kampagnedauer lag mit 90 (91) Tagen nahezu auf Vorjahresniveau.

Kapitalmaßnahmen

Die von der Hauptversammlung am 28. Juli 2005 genehmigte Kapitalerhöhung im Verhältnis 12 : 1 wurde im September 2005 erfolgreich abgeschlossen. Durch Ausgabe von 14.565.662 neuen Stückaktien zu einem Kurs von je 14,00 EUR flossen Südzucker Mittel in Höhe von rd. 201 Mio. EUR zu. Das im Juni 2005 emittierte Hybridkapital konnte aufgrund der überaus großen Nachfrage im August 2005 zusätzlich um 200 Mio. EUR auf 700 Mio. EUR aufgestockt werden. Die von den Kapitalmärkten gut aufgenommene Platzierung von damit insgesamt rd. 900 Mio. EUR Eigenkapital unterstreicht das Vertrauen in die Strategie und nachhaltigen Perspektiven von Südzucker.

Die Eigenkapitalbasis wurde durch die Kapitalmaßnahmen erheblich gestärkt und stellt mit nunmehr rd. 3,8 Mrd. EUR die Grundlage für die Umsetzung der langfristigen, dynamischen Wachstumsstrategie des Konzerns dar. Diese umfasst zum einen den weiteren Ausbau des Segments Spezialitäten mit Investitionsschwerpunkten in den Bereichen Bioethanol, Frucht und Functional Food. Zum anderen werden wir die Wettbewerbsposition des Segments Zucker im Rahmen der Neuordnung des EU-Zuckermarktes weiter stärken und zudem vorteilhafte Investitionsmöglichkeiten außerhalb der Europäischen Union wahrnehmen.

Investitionen

Der Schwerpunkt der Investitionstätigkeit liegt im laufenden Geschäftsjahr erneut auf dem Segment Spezialitäten. Das größte Einzelprojekt stellt hierbei der Bau des Orafti-Werkes in Chile dar. Die Errichtung schreitet planmäßig voran; die Inbetriebnahme ist für das Frühjahr 2006 geplant. Durch den Fabrikneubau mit einem Gesamtbudget von 165 Mio. EUR werden die Orafti-Kapazitäten fast verdoppelt. Sie stehen insbesondere zur Begleitung des erwarteten Marktwachstums auf dem amerikanischen Kontinent zur Verfügung.

Im Bereich Frucht nahm die Steirerobst AG im September 2005 ein neues Werk in Serpuchov bei Moskau (Russland) in Betrieb. An diesem Standort, der sich durch günstige Produktionsbedingungen und unmittelbare Nähe zu den Hauptkunden der Molkereiindustrie auszeichnet, sollen künftig rd. 15.000 t Fruchtzubereitungen pro Jahr hergestellt werden, um am dynamischen Wachstum des russischen Marktes teilzunehmen.

Im Dezember 2005 konnte zudem die Beteiligung an der Atys-Gruppe durch Erwerb der restlichen 37,5 % der Anteile auf 100 % aufgestockt werden. Atys ist mit einem Umsatzvolumen von rd. 450 Mio. EUR Weltmarktführer im Bereich Fruchtzubereitungen für die Molkereiindustrie und partizipiert damit an dem weltweit wachsenden Markt für Fruchtjogurts. Die Marktposition der Atys-Gruppe wird durch den Rückerwerb der Deutsch-Schweizerischen Früchteverarbeitung GmbH (DSF), Konstanz, weiter gestärkt, dem die deutschen Kartellbehörden im Dezember 2005 unter Auflagen zugestimmt haben. Der Kauf der DSF, die im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von rd. 60 Mio. EUR erzielte, baut die Wettbewerbsposition auf dem deutschen Markt für Fruchtzubereitungen nachhaltig aus, der - bezogen auf das Volumen - der bedeutendste in Europa ist. Derzeit wird daran gearbeitet, die Gesellschaften der Fruchtgruppe getrennt nach den Bereichen Fruchtzubereitungen und Fruchtsaftkonzentrate jeweils unter einer einheitlichen Führungsholding zusammenzufassen. Hierdurch wird die Markt- und Kundennähe weiter verbessert und gleichzeitig eine konsequente Nutzung von Synergien ermöglicht.

Auch die Bioethanol-Sparte wird weiter ausgebaut. Neben dem Bau einer Bioethanol-Anlage durch AGRANA am Standort Pischelsdorf, Österreich, prüft Südzucker die Ausweitung des Engagements in dieses umweltfreundliche Geschäftsfeld derzeit auch für Belgien.

Umsatzentwicklung

Der Konzernumsatz stieg in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2005/06 um 401 Mio. EUR, d. h. um 11,1 % auf 4.009 (3.608) Mio. EUR, wobei sowohl das Segment Zucker als auch das Segment Spezialitäten Umsatzzuwächse im Vorjahresvergleich verzeichneten.

Im Segment Zucker konnte der Umsatz um 4,1 % bzw. 108 Mio. EUR auf 2.720 (2.612) Mio. EUR gesteigert werden. Maßgeblich hierfür waren die infolge der guten Ernte des Vorjahres ausgeweiteten Exporte von Quoten- und C-Zucker, die insbesondere im 1. Halbjahr zu einem deutlichen Umsatzwachstum führten.

Der Segmentumsatz der Spezialitäten erhöhte sich vor allem aufgrund der Erweiterung der Fruchtsparte um 29,4 % bzw. 293 Mio. EUR auf 1.289 (996) Mio. EUR. Hierin sind im Vergleich zum Vorjahr erstmals Erlöse der Atys- und Wink-Gruppe mit sechs bzw. neun Monaten enthalten. Im Vorjahr wurde zudem die Steirerobst nur anteilig mit sechs Monaten berücksichtigt.

Ergebnis der Betriebstätigkeit

In den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2005/06 erzielte der Konzern ein Ergebnis der Betriebstätigkeit von 349 (403) Mio. EUR und eine operative Marge von 8,7 % und konnte damit - wie angekündigt - das Vorjahresergebnis nicht erreichen.

Im Segment Zucker lag das Ergebnis der Betriebstätigkeit mit 256 (286) Mio. EUR deutlich unter Vorjahresniveau. Während im 1. Halbjahr die kräftig gestiegenen Exporte infolge der großen Ernte 2004 die Belastungen aus der von der EU-Kommission 2004 unterlassenen Deklassierung noch überkompensierten, führten im 3. Quartal die nachlassenden Exporte zu einem Ergebnisrückgang. Zudem wurde das Ergebnis der Betriebstätigkeit im Vorjahresvergleich durch erheblich gestiegene Energiepreise belastet.

Das Ergebnis der Betriebstätigkeit des Segments Spezialitäten reduzierte sich auf 93 (117) Mio. EUR. Der Rückgang ist maßgeblich auf Anlaufverluste der Bioethanol-Anlage in Zeitz zurückzuführen. In den vergangenen Monaten wurden allerdings deutliche Fortschritte bei der Beseitigung der technisch bedingten Kapazitätsrestriktionen erzielt, die jedoch erst ab dem 4. Quartal wirken werden. Der Bereich Functional Food konnte die hervorragenden Vorjahreswerte, die insbesondere durch starke Nachfrage in den USA im Zuge der mittlerweile abgeflauten «Low Carb«-Welle begünstigt waren, nicht wiederholen. Erfreulich entwickelten sich weiterhin die Frucht- und Stärkeaktivitäten, welche an die guten Ergebnisse des 2. Quartals anknüpfen konnten.

Ausblick

Für das Gesamtjahr 2005/06 erwarten wir eine Zunahme des Konzernumsatzes um knapp 10 % auf 5,3 (4,8) Mrd. EUR.

Die Kommission hat im Herbst 2005 endlich die zur Herstellung des Marktgleichgewichts notwendige Deklassierung von 1,8 Mio. t Zucker vorgenommen, die im Vorjahr unterblieben war. Dadurch vermindert sich die Quote der Südzucker-Gruppe für 2006/07 um rd. 449.000 t. Dies führt zu einem entsprechenden Umsatzrückgang, der allerdings durch einen Umsatzanstieg in den MOEL nach dem EU-Beitritt um knapp 0,2 Mrd. EUR und ein erfreuliches C-Zuckergeschäft bei deutlich gestiegenen Weltmarktpreisen leicht überkompensiert wird. Im Segment Spezialitäten erwarten wir eine Umsatzausweitung um 0,5 Mrd. EUR bzw. 35 % auf knapp 1,8 Mrd. EUR, die vor allem auf den Ausbau der Fruchtsparte und den Umsatzanstieg aus der anlaufenden Bioethanolproduktion zurückzuführen ist.

Im Geschäftsjahr 2005/06 werden wir das Konzernergebnis der Betriebstätigkeit des Vorjahres nicht erreichen. Hauptursache des Ergebnisrückgangs ist der anhaltende Preisdruck, der durch die nicht exportierbare Überschussmenge, die in der Folge der unterbliebenen Deklassierung im Vorjahr auf den Markt drückte, entstanden ist. Das hat zu erheblichen Belastungen bei den Preisen geführt, ebenso aber auch zu einer außerordentlich hohen Ergänzungsabgabe, die ebenfalls als Folge der fehlenden Deklassierung zusätzlich zur vollen Produktionsabgabe erhoben wurde. Weitere Belastungen ergeben sich aus den gestiegenen Energiekosten, so dass das Ergebnis der Betriebstätigkeit des Segmentes Zucker ungeachtet des erntebedingt starken und weltmarktpreisbedingt verbesserten C-Zuckergeschäftes deutlich unter dem des Vorjahres liegen wird. Für das Segment Spezialitäten erwarten wir ein Ergebnis der Betriebstätigkeit auf Vorjahresniveau. Die Bioethanolanlage wird - trotz wesentlich geringerer Anlaufverluste im 4. Quartal - das Segmentergebnis noch belasten; der Bereich Functional Food wird das infolge der »Low Carb«-Welle außerordentliche gute Vorjahrsergebnis nicht erzielen können. Gestärkt wird jedoch das Ergebnis des Segments Spezialitäten durch die Fruchtsparte.

Mit freundlichen Grüßen
Südzucker Aktiengesellschaft Mannheim/Ochsenfurt
Vorstand

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