EU-Biokraftstoff-Richtlinie greift bereits ein Jahr nach Verabschiedung

Mannheim, 13.09.2004

Vor einem Jahr hat die EU die Biokraftstoffrichtlinie, die eine sukzessive Steigerung des Mindestanteils von Biokraftstoffen in Motorkraftstoffen von 2 % auf 5,75 % im Jahr 2005 bis zum Jahr 2010, verabschiedet. Damit sollen die Verpflichtungen, die die EU im Kyoto-Protokoll (Abbau der Treibhausgasemission) eingegangen ist, erfüllt werden. Die EU hat alle Länder der Gemeinschaft aufgefordert, bis zum Ende dieses Jahres die hierzu vorgesehenen Maßnahmen aufzuzeigen.

So hat Deutschland eine Mineralölsteuerbefreiung eingeführt, ähnliche Regelungen gibt es beispielsweise in Frankreich, England und Spanien. Andere EU-Länder wie Österreich, Polen und Tschechien prüfen eine Beimischungsverpflichtung von Bioethanol. Der Aufbau des Marktes für Biokraftstoffe, der bis zum Jahre 2010 ein Volumen entsprechend den EU-Planungen von ca. 17 Mio. t erreichen soll, geht also voran.

Automobilindustrie und Mineralölwirtschaft haben in verschiedenen Stellungnahmen die Verwendung von Biokraftstoffen begrüßt.

Gemäß den gültigen Normen für Kraftstoffe ist eine Beimischung von bis zu 5% Bioethanol bzw. bis zu 15 % von Ethern, wie ETBE (Oktanzahlverbesserer teilweise aus nachwachsenden Rohstoffen), zulässig. Daher ergeben sich grundsätzlich für Bioethanol als Kraftstoffkomponente keine Schwierigkeiten.

Wegen der besonderen physikalischen Eigenschaften von Benzin und Ethanol können sich bei der Mischung von normgerechten Kraftstoffen einerseits bioethanolhaltig anderseits nichtbioethanolhaltig in der Versorgungskette von Raffinerien bis hin zum Verbraucher unter Umständen höhere Dampfdrücke als die seit dem Jahr 2000 spezifizierten (RVP 60/70 kPa Sommer/Winter-Betrieb) ergeben. Dieser Effekt tritt jedoch nur in der Einführungsphase von bioethanolhaltigen Kraftstoffen auf und sollte nach Auffassung von Südzucker in Zusammenarbeit zwischen Behörden, Kraftstoffindustrie und Automobilindustrie so gelöst werden, dass die Einführung des umweltfreundlichen Bioethanols erleichtert wird. Die derzeit EU-weit gültige Kraftstoffqualitäts-Richtlinie (Direktive 98/70) sieht für die Verwendung von Biokraftstoffen bereits die Möglichkeit einer spezifischen Regelung vor.

Die meisten Hersteller von MTBE (Oktanzahlverbesserer aus fossilen Rohstoffen) in Deutschland sowie in einigen Nachbarländern planen zurzeit eine Umstellung der Anlagen auf Produktion von ETBE (Oktanzahlverbesserer teilweise aus nachwachsenden Rohstoffen), einzelne Anlagen sind bereits umgestellt. Erste bioethanolhaltige Ottokraftstoffe sind im Markt, mit einem erheblichen Anstieg dieser Mischprodukte ist ab 2005 zu rechnen. Insgesamt ist zwischen 2005 und 2010 damit eine Steigerung des Bioethanolmarktes entsprechend den Zielen der EU auf bis zu 1,8 Mio. t pro Jahr in Deutschland zu erwarten.

Als Rohstoff für die Bioethanolherstellung kommen in Europa entweder Zucker selbst oder zuckerhaltige Sirupe aus Zuckerrüben oder Getreide in Frage. In beiden Fällen, bei Zucker und Getreide, ist die EU Nettoexporteur, so dass hierfür hinreichend große Mengen zur Verfügung stehen.

Eine neue Studie der TU München zeigt auf, wie hoch der CO2-Ausstoß pro gefahrenem Kilometer bei Verwendung von Ethanol, hergestellt aus Weizen oder Zuckerrüben, im Vergleich zur Verwendung von Benzin ist. In dieser Studie wurde der Energieverbrauch für die Herstellung des jeweiligen Treibstoffs berücksichtigt. Daraus lassen sich vermeidbare Treibhausgasemissionen von ca. 2kg CO2-Äquivalent pro Liter genutztem Bioethanol ableiten.

Südzucker baut in Zeitz mit einem Investitionsvolumen von ca. 185 Mio. Euro auf Basis der Rohstoffe Weizen und Zuckerrüben eine Anlage, in der ca. 260.000 m3 Bioethanol, 260.000 t Eiweißfuttermittel und ca. 30.000 MWh/a Strom zum Verkauf produziert werden. Der Bau der Anlage ist weit fortgeschritten, die Inbetriebnahme erfolgt im Frühjahr 2005. Südzucker wird damit an dem erwarteten deutlichen Marktwachstum teilhaben. Für den in dieser Anlage produzierten Alkohol errechnet sich bei Verwendung als Treibstoffkomponente anhand der von der TU München ermittelten Einsparungspotenziale eine CO2-Entlastung der Umwelt von ca. 520.000 t pro Jahr, ein wichtiger Beitrag zur Reduktion der Emissionen von Treibhausgasen in Deutschland.

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